Labortest des 1,5kW-JOY-iT Netzteils JT-PS1440-C

    • von Clemens Valens
    • Lesezeit: 10 Min.

    In Zeiten von E-Bikes, Elektrorollern und anderen Fahrzeugen sind leistungsstarke programmierbare Stromversorgungen für das Testen von Motoren und das Laden von Batterien unerlässlich. Ihr gutes altes einstellbares „30 Volt / 2 Ampere“-Netzteil auf dem Labortisch wird dieser Aufgabe einfach nicht mehr gerecht. Ist es an der Zeit, in ein programmierbares 1,5-kW-Netzteil zu investieren?

    In Zeiten von E-Bikes, Elektro-Rollern und anderen Fahrzeugen sind leistungsstarke programmierbare Stromversorgungen für das Testen von Motoren und das Aufladen von Batterien unerlässlich. Und was ist mit diesen riesigen, bunten LED-Anzeigen mit Tausenden von LEDs? Natürlich verbrauchen auch diese viel Strom. Ihr gutes altes einstellbares „30 Volt / 2 Ampere“-Netzteil ist dieser Aufgabe einfach nicht gewachsen.

    Der Lieferumfang

    In diesem Fall kann das Joy-it JT-PS1440-C genau das sein, was Sie brauchen. Mit einer Ausgangsspannung von bis zu 60 V DC und einem Ausgangsstrom von bis zu 24 A kann es fast 1,5 kW (genau 1440 W) liefern. Außerdem verfügt es über einen speziellen Batterielademodus mit eigener Leistungs- und Kapazitätsmessung.

    Geliefert wird das JT-PS1440-C in einem Karton zusammen mit einem Netzkabel (mit Schuko-Stecker), einem Temperatursensor, einer Ersatzsicherung, einem Sicherheitshinweis und einer gedruckten Anleitung in Deutsch, Englisch und Französisch. Das Set wiegt nur 3,5 kg, das Netzteil selbst etwas mehr als 3,3 kg. Es misst gerade mal 17 cm mal 9 cm und ist 33 cm tief. Dies sind sehr bescheidene Werte für ein Netzteil, das fast 1,5 kW liefern kann!

    Ein farbenfrohes Display

    Auf der Verpackung und in der Bedienungsanleitung wird stolz darauf hingewiesen, dass das JT-PS1440-C sofort einsatzbereit ist (warum auch nicht?). Und tatsächlich ist es nach dem Einstecken und Einschalten sofort einsatzbereit. Das 2,4″-Display ist farbenfroh und zeigt eine Vielzahl von Informationen an. Es verfügt über acht Parameter sowie Statusleisten am oberen und unteren Rand. Die obere Leiste zeigt (warum auch immer) die Uhrzeit und das Datum sowie einige Statussymbole an. Die untere Leiste hat vier Anzeigen und einen Parameter, der kontinuierlich zwischen drei Parametern wechselt: Amperestunden (Ah), Wattstunden (Wh) und Temperatur. In einem Einstellungsmenü können Sie zwischen drei Anzeigearten wählen und die Farbe für jeden Parameter einstellen.

    Eine veraltete Anleitung

    Wenn man im Einrichtungsmenü herumspielt, wird schnell klar, dass das Handbuch veraltet ist. Das tatsächliche Menü sieht völlig anders aus als das gedruckte Menü. Auch die verfügbaren Optionen sind unterschiedlich. Leider gibt es keine aktuelle Version des Handbuchs auf der Webseite des Produkts.
     

    Wie zuvor erwähnt, liegt das gedruckte Handbuch in Deutsch, Englisch und Französisch vor, aber für die Benutzeroberfläche des Netzteils sind zwei weitere Sprachen verfügbar: vereinfachtes Chinesisch und Russisch. Es gibt drei statt zwei Bildschirmlayouts, und die Möglichkeit, die Farben anzupassen, wird überhaupt nicht erwähnt. Außerdem werden zwei kryptische "Call"-Einstellungen erwähnt, die in Wirklichkeit noch kryptischer sind: "Take Ok" und "Take Out". Sie beziehen sich auf Voreinstellungen ("Datengruppen" im Handbuch). Wenn 'Take Ok' aktiviert ist, muss der Benutzer die Änderung einer Voreinstellung bestätigen. Wenn 'Take Out' aktiviert ist, bekommt man kein (vereinfachtes) chinesisches Essen, sondern der Ausgang des Netzteils wird eingeschaltet, sobald man ein neues Preset wählt.

    Außerdem werden im Einrichtungsmenü unten vier Symbole oder Schaltflächen angezeigt. Es wird leider nirgends erwähnt, wie sie zu verwenden sind oder wofür sie dienen.

    jt-ps1440 no cover

    “Unter der Haube” des JT-PS1440-C

    Der in der Verpackung enthaltene Sicherheitshinweis zeigt ein etwas anderes Produkt. Es hat die gleiche Benutzeroberfläche, ist aber nur ca. 5 cm tief. Außerdem wird hier eine Eingangsspannung von maximal 70 V Gleichspannung angegeben. Das ist überraschend für ein Gerät mit einem 230 V Wechselstromkabel. Die Erklärung ist, dass der JT-PS1440 ein modulares Design ist, wie das JOY-iT RD-6006. Sie sehen sogar identisch aus, der einzige Unterschied ist die aufgedruckte Modellnummer. Der RD-6006 ist ein programmierbarer DC/DC-Wandler, der eine externe Gleichspannungs-Versorgung benötigt. Für ihn ist ein Bausatz erhältlich, der ihn in ein normales Tischnetzteil verwandelt. Der JT-PS1440-C (man beachte das 'C') hat das gleiche Design, wird aber komplett montiert geliefert.


    Nimmt man die Abdeckung ab, sieht man ein glänzendes 1500 W AC/DC-Wandlermodul, das mit dem DC/DC-Wandler und dem Steuermodul JT-PS1440 (ohne 'C') verbunden ist. Der Aufbau sieht sehr ordentlich aus. Beachten Sie, dass Sie die Abdeckung abnehmen dürfen, da Sie nur so Zugang zur austauschbaren Sicherung erhalten. Das Garantiesiegel versiegelt nichts. Außerdem ist es möglich, ein Wi-Fi-Modul auf das Steuermodul zu stecken. Dabei handelt es sich wahrscheinlich um das gleiche ESP8266-Modul wie das für den RD-600 (ref. JT-RD6006-Con).

    PC-Software

    Das JT-PS1440-C verfügt über eine USB-Schnittstelle an der Vorderseite, über die es mit einem Computer verbunden werden kann. Die dazugehörige Software ist etwas schwierig zu finden, da sie nicht auf der Produktwebseite aufgeführt ist. Ich habe einen Link auf der produktseite des RD-6006 gefunden, und da der JT-PS1440 diesem sehr ähnlich sieht, habe ich das Programm heruntergeladen und ausprobiert. Eine Installation ist nicht erforderlich (möglicherweise muss ein Treiber für die serielle Schnittstelle CH340 installiert werden). Nach dem Start sah das Programm genauso aus wie in der Bedienungsanleitung beschrieben. Nachdem ich jedoch auf die Schaltfläche "Verbinden" geklickt hatte, meldete ein Popup-Fenster "Dieses Produktmodell wird nicht unterstützt".

    Die Lösung besteht darin, auf die Schaltfläche "Software-Update" zu klicken. Daraufhin wird ein link angezeigtüber den Sie die neueste Version herunterladen können. Kopieren Sie diesen Link in einen Browser und laden Sie die Datei herunter (das Programm tut dies leider nicht für Sie). Starten Sie das neue Programm und klicken Sie auf das Zahnrad 'Produktauswahl', um das JT-PS1440 auszuwählen. Jetzt können Sie das Netzteil mit dem PC steuern.

    JoyIT Power Supply V1.0.0.15 PC utility
    Zur Steuerung wird “JOY-iT DC Power Supply” Version V1.0.0.15 oder höher benötigt

    Wenn Sie genau hinschauen, werden Sie als Produktmodellnummer "RD6024" entdecken. Außerdem lautet der Name des Programms in der Windows-Taskleiste "Riden Power Supply Software". In der Tat ist das JT-PS1440-C die JOY-iT-Version des Riden RD6024. Wenn Sie das wissen, können Sie im Internet eine neuere Bedienungsanleitung für das Gerät finden.

    Beachten Sie, dass die Tasten des Netzteils nicht verwendet werden können, wenn der PC das Netzteil steuert. Alle Einstellungen werden dann am Computer vorgenommen.

    Erste Tests mit dem JT-PS1440-C

    Berichte über Probleme in der Benutzeroberfläche sind natürlich amüsant, aber sie sagen nicht viel über die Leistung des Netzteils aus. Leider habe ich keine 1,5-kW-Last wie einen großen Gleichstrommotor* oder eine Batterie. Für meine Tests habe ich vier 200W- Leistungswiderstände von 6,8 Ω auf einem Kühlkörper montiert. Parallel geschaltet ergibt sich ein Gesamtwiderstand von 1,7 Ω. Diese passive Last habe ich mit einem Voltmeter und einem Oszilloskop parallel an die Ausgänge "+" und "-" des Netzteils (rot und schwarz) angeschlossen, damit ich den Spannungsabfall und das Rauschen beobachten kann. Die Strombegrenzung, den Überstromschutz und den Überspannungsschutz habe ich auf ihre Höchstwerte eingestellt (24,1 A Strombegrenzung, 24,2 A Überstromschutz und 62 V Überspannung).

    Die Tests habe ich mit einer Ausgangs-Spannung von 5 V begonnen. Es floss ein Strom von 2,92 A, wobei das Netzteil eine Leistung von 14.57 W anzeigte. Am Netzteil wurden 4,99 V gemessen, hier konnten mit dem (externen) Multimeter 4,98 V gemessen werden. Mit dem Oszilloskop werden im Rauschen Spikes mit einer Frequenz von 70 kHz sichtbar. Der gemessene Spitze-Spitze-Wert der Restwelligkeit beträgt 100 mVpp bei einem Mittelwert von ungefähr 20 mV. Bei 10V eingestellter Ausgangsspannung steigt der Strom auf 5.85 A mit einer angezeigten Leistung von 58.44 W. Das Netzteil zeigt 9.99 V an, auf dem Multimeter wurden 9.95 V abgelesen. Die Restwelligkeit wurde etwas größer mit einem Spitze-Spitze-Wert von 110 mVPP.

    Als nächstes testete ich 100W Ausgangs-Leistung (VOUT: 13.07 V; IOUT: 7.66 A). Am Multimeter wurden 13.01 V abgelesen und die Restwelligkeit erreichte einen Spitzenwert von 130 mVPP. Ich verdoppelte die Ausgangsleistung bis zu 800.3 W (VOUT: 36.85 V; IOUT: 21.72 A).Bei dieser Leistung kann keine eindeutige Frequenz in den überlagerten Spikes festgestellt werden. Die Restwelligkeit betrug im Mittel 100 mV mit Spitzen bis ca. 500 mVPP. Dieser erste Test endete bei einer Leistung von 982.5 W, weil der maximale Ausgangs-Strom von 24.1 A (VOUT: 40.77 V; 40.56 V am Multimeter) erreicht wurde. Die Restwelligkeit betrug im Mittel 150 mV mit Spitzen bis ca. 700 mVPP.
     

    Durch das Abklemmen eines Widerstands von der passiven Last erhöhte sich deren Widerstand auf 1,96 Ω. Dies ermöglichte es mir, die Ausgangsleistung auf 1.313 W (d.h. 1,3 kW; VOUT: 54,48 V; IOUT: 24,11 A) zu erhöhen. Bei einer Restwelligkeit von gemittelt 200 mV wurden Spitzen von ca. 800 mVPP gemessen.

    jt-ps1440 24A 1313W
    1313 W an einer resistiven Last. Das Oszilloskop ist vertikal auf 100mV/Div und horizontal auf 10µs/Div eingestellt!
    Durch Abklemmen eines zweiten Widerstands erhöhte sich der Widerstand der Last auf 2,65 Ω. Nun konnte die Ausgangsspannung bis zum Maximum gesteigert werden, nicht aber der Strom. Die Ausgangsleistung fiel auf (nur) 1.058 W (VOUT: 59,99 V; IOUT: 17,65 A). Der Restwelligkeits-Mittelwert betrug 100 mV mit Spitzen von ca. 600 mVPP. Eine einfache Prüfung der Anstiegszeit bei dieser Einstellung ergab etwa 240 ms von 10 % bis 90 %.

    jt-ps1440 rise time
    Sicherlich nicht die steilste Einschaltflanke bei 1 kW Ausgangsleistung, dafür konnte kein Überschwingen festgestellt werden.

    Akku-Ladegerät

    Der Akku-Lademodus funktioniert manuell, Sonderfunktionen wie z.B. ein Zellenausgleich sind nicht verfügbar. Alles, was Sie tun können, ist einen Ladestrom, eine maximale Spannung und eine maximale Akkutemperatur festzulegen. Ein entsprechender Temperatursensor ist im Lieferumfang enthalten und wird an der Rückseite des JT-PS1440-C angeschlossen. Während des Ladevorgangs läuft ein Kapazitätszähler, aber einen Timer habe ich nicht gesehen. Wenn der Ladestrom unter den programmierbaren Abschaltstrom fällt oder wenn die Temperatur über die (programmierbare) Abschalttemperatur steigt, schaltet sich das Ladegerät ab.
     

    Es ist nicht möglich, den Akkulademodus nur mit einer passiven Last zu testen. Wenn am Batterieausgang keine Mindestspannung von etwa 0,9 V anliegt, aktiviert das Netzteil den Batterielademodus nicht. Ich hatte gehofft, den Übertemperaturschutz des Akkuladegeräts testen zu können, da dieser nicht für den Stromversorgungsmodus gilt. Da ich keine geeignete Batterie zur Verfügung hatte, war dieser Test leider nicht möglich.

    Fazit

    Das JT-PS1440-C scheint ein leistungsfähiges Netzteil zu sein, das seinen Spezifikationen entspricht. Es ist kompakt und leicht, vor allem in Anbetracht der Leistung, die es liefern kann. Das Netzteil kann ohne Probleme Hunderte von Watt liefern. Natürlich ist ein ausführlicherer Test erforderlich, um herauszufinden, was es wirklich kann, aber mit rund 300 €, d. h. etwa 0,25 €/W, ist es sicherlich nicht zu teuer.

    Das JT-PS1440-C ist auch ein einfaches Batterieladegerät, die Funktion habe ich aber nicht ausprobiert, weil ich keinen geeigneten Akku zur Verfügung hatte. Ich bin mir jedoch nicht einmal sicher, ob ich es bei den Leistungswerten, zu denen das Netzteil fähig ist, gewagt hätte, es auszuprobieren. Ich überlasse es den Abenteuerlustigen, ihr Labor abzufackeln.

    Achtung: Hohe Leistungen erfordern eine geeignete Verkabelung! Bananen-Messleitungen sind normalerweise für maximal 3 A ausgelegt. Ich habe massive Kupferkabel verwendet, die direkt an Bananenstecker gelötet sind.
     
    jt-ps1440 60V 1kW
    60 V, 1 kW an einer resistiven Last. Das Oszilloskop ist vertikal auf 100mV/Div und horizontal auf 10µs/Div eingestellt.

    * Laut Handbuch des JT-PS1440-C sollten Sie induktive Lasten nur dann anschließen, wenn ein Rückstromschutz vorhanden ist.\


    Übersetzung : Holger Neumann

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